Diese Episode beleuchtet Strategien inklusiver Bildung, die durch Universal Design for Learning und differenzierte Leistungsbewertungen Vielfalt fördern. Wir diskutieren Herausforderungen und Lösungen bei Schulübergängen in Bayern, wie Vorschulangebote oder Schullandheim-Projekte. Außerdem betrachten wir die Bedeutung des Lehrerwohlbefindens und kreativer Ansätze, um Schülerängste abzubauen und Resilienz zu stärken.
Ruby Sturt
Hausaufgaben – oh, das ewige Streitthema. Ich meine, wie oft hat man als Kind gedacht, wann hört das endlich auf? Warum müssen wir nach der Schule noch mehr arbeiten? Es war doch schon genug, oder?
Eric Marquette
Hm, das ist ein guter Punkt, Ruby. Aber Hausaufgaben haben ja tatsächlich eine recht lange Tradition und eine klare Funktion. Sie dienen zum Festigen von Unterrichtsinhalten, ja, und sie fördern selbstständiges Arbeiten. Das klingt zumindest in der Theorie sinnvoll.
Ruby Sturt
Ja, aber, Eric, in der Praxis führt das doch oft nur zu Stress. Für die Kinder, für die Eltern, eigentlich für alle. Es ist oft so, dass—
Eric Marquette
Stimmt, stimmt. Besonders problematisch ist ja auch, dass die Wirkung von Hausaufgaben laut einer Hattie-Studie in der Grundschule gar nicht so groß ist. Die Effektstärke liegt nur bei 0,15. Das ist ziemlich niedrig.
Ruby Sturt
Wow, echt? Also, so wenig. Du willst also sagen, wir haben die ganzen Nachmittage gefühlt für... nichts geopfert?
Eric Marquette
Nein, nein, nicht ganz nichts. Aber es kommt darauf an, wie die Hausaufgaben gestaltet sind. „Gute“ Hausaufgaben, die klar, machbar und an den Unterricht angebunden sind... die haben schon ihre Berechtigung. Das Problem ist nur: Oft sind sie eben nicht gut aufbereitet.
Ruby Sturt
Klar, wie oft macht jemand seine Mathe-Übungen, ohne zu verstehen, warum? Es fehlen diese „Aha-Momente“. Manchmal wünscht man sich einfach Alternativen.
Eric Marquette
Absolut. Es gibt zum Beispiel das Konzept der „Lernzeit,“ das in vielen bayerischen Ganztagsschulen umgesetzt wird. Da machen die Kinder die Aufgaben direkt in der Schule unter pädagogischer Betreuung. Effizienter und chancengerechter.
Ruby Sturt
Hört sich smart an! Kein Kampf ums Hausaufgabenheft mehr am Küchentisch. Was gibt's denn noch an modernen Ansätzen?
Eric Marquette
Wochenplanarbeit zum Beispiel. Die Schüler bekommen Aufgaben, die sie eigenständig bearbeiten können – auf ihrem eigenen Niveau und im eigenen Tempo. Auch Projektarbeit ist da eine spannende Alternative.
Ruby Sturt
Ah, Projektarbeit... endlich mal was Kreatives! Kann ich unterstützen.
Eric Marquette
Ja, genau. Aber Ruby, die Lehrkräfte bleiben dabei der Schlüssel. Die müssen die Hausaufgaben sinnvoll gestalten, gut vorbereiten und vor allem auch Rückmeldung geben. Ohne Feedback—
Ruby Sturt
Ach ja, das klassische Feedback. Ohne das bleibt alles so... leer. Man fragt sich die ganze Zeit, ob man’s richtig gemacht hat, oder?
Eric Marquette
Exakt. Und gute Lehrkräfte kommunizieren das klar – auch an die Eltern, damit die Hausaufgaben nicht zu einem Dauerkonflikt-Thema werden.
Ruby Sturt
Genau. Also, Hausaufgaben – nützlich, wenn sie durchdacht sind, aber definitiv überdenkbar. Klingt, als könnten wir hier noch viel verbessern.
Eric Marquette
Absolut, Ruby, da gibt’s durchaus noch—
Ruby Sturt
Apropos Verbesserung – da fällt mir ein anderes großes Thema ein: Inklusion. Das Wort hört man überall, aber was heißt das eigentlich? Es klingt so schön, aber... na ja, was bedeutet das konkret in der Schule?
Eric Marquette
Inklusion bedeutet tatsächlich, dass alle Kinder, unabhängig von ihren Voraussetzungen, gemeinsam lernen können. Also nicht, wie beim Ansatz der Integration, bei dem Kinder sich ins System einfügen müssen, sondern dass das System so gestaltet wird, dass es allen gerecht wird. Ein riesiger Unterschied.
Ruby Sturt
Ah, okay. Also so eine Art: "Die Schule passt sich an die Kinder an" und nicht umgekehrt?
Eric Marquette
Ganz genau, Ruby. Der gesetzliche Rahmen sieht das auch so vor. Die UN-Behindertenrechtskonvention zum Beispiel. Die hat Deutschland ja 2009 ratifiziert, was bedeutet, dass wir verbindlich verpflichtet sind, dieses Modell umzusetzen – auch in Bayern. Und die Bayerische Verfassung, Artikel 129, unterstützt das ebenfalls stark.
Ruby Sturt
Das klingt alles schön auf dem Papier, aber... wie läuft das in der Praxis? Ich meine, mit so vielen unterschiedlichen Bedürfnissen, wie kriegt man das hin?
Eric Marquette
Gute Frage. Inklusion erfordert natürlich eine Menge Vorbereitung und Teamarbeit. Oft arbeiten in inklusiven Klassen multiprofessionelle Teams: Lehrkräfte, Sonderpädagogen, Sozialpädagogen und manchmal sogar Schulpsychologen. Es gibt auch verschiedene Modelle, wie Partnerklassen oder komplett inklusive Regelklassen.
Ruby Sturt
Klingt ein bisschen wie eine Schulversion von "Mission: Impossible".
Eric Marquette
(Lacht) Ja, aber es ist nicht unmöglich, nur herausfordernd. Der Schlüssel liegt in der Differenzierung – also, jeder Schüler bekommt Aufgaben und Förderung angepasst an sein eigenes Niveau. Das ist allerdings unglaublich zeitintensiv für Lehrkräfte.
Ruby Sturt
Klar, ich meine, man kann ja nicht einfach erwarten, dass ein Kind mit, sagen wir... Autismus die gleichen Lernmethoden braucht wie jemand ohne Förderbedarf. Das wäre ja... wie Äpfel und Birnen vergleichen, oder nicht?
Eric Marquette
Exakt, Ruby. Und deswegen ist das oft auch ein Ressourcen-Thema. Es braucht Zeit für Förderpläne, für Meetings mit Eltern oder Sonderpädagogen – da gibt’s einen großen Aufwand hinter den Kulissen.
Ruby Sturt
Und trotzdem hört man oft, dass Lehrkräfte einfach... ja, überfordert sind, oder? Gibt’s da eigentlich auch Unterstützung, so... Fortbildungen oder sowas?
Eric Marquette
Ja, in Bayern gibt es durchaus Schulungen. Und Programme wie der „Mobile Sonderpädagogische Dienst“ – der unterstützt Schulen gezielt bei der Umsetzung von Inklusion. Aber, na ja, die Ressourcen sind oft begrenzt. Manche Schulen müssen kreativ werden, etwa indem sie Peer-Programme einführen, bei denen ältere Schüler jüngere unterstützen.
Ruby Sturt
Oh, das ist cool! So wie Mentoren? Das finde ich echt stark.
Eric Marquette
Ja, genau. Es funktioniert gut, vor allem für die sozialen Kompetenzen. Aber mal ehrlich, Ruby – jedes Modell hat auch seine Herausforderungen. Manche Schulen sind noch gar nicht barrierefrei, es fehlen Materialien oder einfach die Zeit für echte Teamarbeit.
Ruby Sturt
Hm, klar. Und dazu kommt wahrscheinlich noch, dass nicht jeder im Kollegium von Anfang an überzeugt ist, oder?
Ruby Sturt
Hm, und während Lehrer versuchen, alle mitzunehmen, frage ich mich: Wie sieht das bei den Leistungserhebungen aus, Eric? Warum fühlen sich so viele Kinder eigentlich wie bei einer Prüfung fürs Königshaus?
Eric Marquette
Vielleicht, weil Leistungserhebungen oft so formell und einschüchternd wirken. In der Schule sind sie allerdings ein wichtiges Werkzeug. Es geht darum, den Lernstand zu ermitteln, Rückmeldungen zu geben und – na ja, manchmal leider auch, Schüler zu sortieren. Besonders ab der dritten Klasse, wenn es Richtung Übertritt auf weiterführende Schulen geht.
Ruby Sturt
Ah, diese berühmten Übertrittszeugnisse, ja? Also, ich erinnere mich immer an diese verrückte Zahlengrenze... 2,33 fürs Gymnasium und so. Das ist ja krass!
Eric Marquette
Ja, genau. Es gibt in Bayern diese Notengrenzen: 2,33 für das Gymnasium, 2,66 für die Realschule. Alles basiert auf den Hauptfächern. Das Problem ist nur, dass diese Zahlen oft enormen Druck auf Kinder und Eltern ausüben.
Ruby Sturt
Na toll. Und was passiert mit den Kindern, bei denen der Notendurchschnitt nicht alles aussagt? Ich meine, manche sind doch in Kunst oder Musik voll die Genies, aber das zählt einfach weniger.
Eric Marquette
Das ist ein häufiger Kritikpunkt. Deshalb sehen viele Schulen alternative Formen vor, wie Portfolios, Lerntagebücher oder Kompetenzraster. Diese zeigen den Lernfortschritt differenzierter. Besonders für Kinder mit besonderen Bedürfnissen ist das sinnvoll.
Ruby Sturt
Aha, also quasi: „Zeig, was du kannst“ statt „Zeig, wie schnell du x+y rechnen kannst.“ Ich mag das.
Eric Marquette
Ganz genau. Verbale Beurteilungen statt starrer Noten sind eine Methode, um den Fokus mehr auf individuelle Stärken zu lenken. Aber ehrlich gesagt: Der gesetzliche Rahmen macht das nicht ganz leicht. Laut der Bayerischen Schulordnung sind Noten in Grundschulen immer noch der Standard.
Ruby Sturt
Das klingt wie ein ständiges Hin und Her. Und wie sieht’s bei der Inklusion aus? Ich stelle mir vor, dass die Leistungserhebung da noch schwieriger wird.
Eric Marquette
Stimmt. Inklusion bedeutet ja, dass jeder Schüler individuell bewertet wird, angepasst an seine Lernziele und Förderbedarfe. Für Lehrkräfte ist das natürlich extrem zeitaufwendig. Trotzdem gibt es auch hier tolle Ansätze – z. B. gemeinsame Schüler-Eltern-Lehrer-Gespräche, um den Fokus auf Entwicklung und nicht nur aufs Ergebnis zu legen.
Ruby Sturt
Ich frage mich, ob wir das irgendwie für alle Schulen zugänglicher machen könnten. Ist das nicht eigentlich der Kern von Bildung? Wirklich jeden dort abzuholen, wo er steht?
Eric Marquette
Das ist es. Bildung sollte individuell und wertschätzend sein. Aber dafür brauchen wir mehr Ressourcen, mehr Unterstützung und eine Offenheit für Veränderungen. Und vielleicht ein bisschen weniger Druck auf die Kinder, oder?
Ruby Sturt
Definitiv. Also, Fazit: Leistungserhebungen sind wichtig, aber sie müssen menschlicher werden. Transparenter, motivierender, individuell – daran sollten wir arbeiten.
Eric Marquette
Genau das. Und mit solchen Ansätzen schaffen wir vielleicht eine Schulwelt, in der Kinder nicht nur lernen, sondern es auch gern tun. Und Ruby – das war eine spannende Diskussion in dieser Folge. Wie immer, ein Vergnügen.
Ruby Sturt
Oh, absolut! Danke, Eric. Und für alle, die zuhören: Bleibt neugierig, bleibt mutig, und denkt immer daran, dass Lernen mehr ist als Noten. Bis zum nächsten Mal!
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Vorbereitung für die Grundschul-Kolloquiumsprüfung in Bayern
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